Wissensmanagement als Prozess
Aus den Konzepten, die Wissensmanagement als Prozess beschreiben, der sich in verschiedene Schritte oder, wenn man will, auch „Bausteine” gliedert, wird zuerst das Konzept der Bausteine des Wissensmanagements von Probst, Raub und Romhardt1 herausgegriffen. Für sie setzt sich der Wissensmanagementprozess aus acht Bausteinen zusammen, die wiederum in zwei Kategorien geteilt werden können.
Bausteine des Wissensmanagements (Probst 1998, S. 56)
Sie definieren einerseits sechs Kernprozesse des Wissensmanagements, bei denen es sich im Wesentlichen um Prozesse zum Umgang mit der Ressource Wissen handelt oder auch um operative Prozesse im Umgang mit Wissen in einer Organisation:
- Wissensidentifikation
Hierbei geht es um das Schaffen von besseren Voraussetzungen, für das Identifizieren und Auffinden von vorhandenem bzw. benötigtem Wissen innerhalb und außerhalb der Organisation. - Wissenserwerb
Hierbei geht es um Strategien, die dabei helfen sollen zu entscheiden, welches externe Wissen benötigt wird und wie es in die Organisation eingebracht und integriert werden kann. - Wissensentwicklung
Hierbei geht es um den Umgang der Organisation mit neuen Ideen und der Kreativität der Mitarbeiter. Also darum, welche Voraussetzungen in der Organisation bestehen, um neues Wissen zu generieren, oder - noch einfacher - wie neues Wissen in der Organisation generiert wird. - Wissens(ver)teilung
Hierbei geht es um den Prozess der Verbreitung vorhandenen Wissens in der Organisation. Also auch darum, wer in der Organisation was wissen soll und darf bzw. wie kann man den Zugang zu Wissen für die Mitarbeiter in der Organisation erleichtern. - Wissensnutzung
Hierbei geht es darum, in der Organisation sicherzustellen, dass das vorhandene Wissen, das identifiziert, erworben, entwickelt und verteilt wurde, auch eingesetzt wird. - Wissensbewahrung
Hierbei geht es darum, das in der Organisation aufgebaute und gesammelte Wissen für die Zukunft abzusichern und verfügbar zu machen.
Weiters definieren sie zwei Metaprozesse, bei denen es mehr um die Schaffung eines Rahmens für die operativen Prozesse geht, also strategische Prozesse, die die Positionierung des Themas in der Organisation bewerkstelligen sollen:
- Wissensziele
Definieren die Leitlinien für die Wissensmanagementaktivitäten in der Organisation und geben den Rahmen, innerhalb dessen Wissen aufgebaut und weiterentwickelt werden soll, vor. - Wissensbewertung
Definiert die Möglichkeiten und Methoden, mit denen gemessen wird, ob und in welchem Umfang die gesteckten Ziele erreicht wurden.
Probst, Raub und Romhardt stellen fest: „Mit den Bausteinen des Wissensmanagements legen wir ein integriertes Konzept vor. [...] Ein entscheidender Vorteil des hier entwickelten Konzepts liegt darin, dass es die Ressource Wissen als ausschließliches Gliederungsprinzip in den Mittelpunkt stellt.”2 Es fallen hier schon einige Parallelen zu den bei der Auseinandersetzung mit dem Begriff „Wissen“ definierten „Wissensarten” auf (z.B. Wissensbewertung ->"Wert" des Wissens). Vor allem bei den Kernprozessen ist aber auch die Frage zu stellen, wieweit diese Prozesse durch den Einsatz von Technologie unterstützt werden können oder sollen und wo hier das Hauptaugenmerk liegen könnte, nämlich in den Bereichen „Suchen”, „Verteilen” und „Bewahren”.
Dem Konzept von Probst, Raub und Romhardt soll der von Bukowitz und Williams definierte Wissensmanagementprozess an die Seite gestellt werden.3 Einerseits um die aus dem vorangegangenen Konzept gezogenen Schlüsse zu verifizieren, andererseits um Parallelen zwischen den Systemen aufzuzeigen, und so auf einen gewissen „Grundkonsens” bei der Identifikation von Wissensmanagement-Prozessen hinzudeuten.
Die Struktur des Wissensmanagement-Prozesses (Bukowitz 2002, S. 21)
Auch Bukowitz und Williams teilen den Wissensmanagement-Prozess in zwei Kategorien und fassen Sie zu taktischen und strategischen Prozessen zusammen.
“Der taktische Prozess umfasst vier grundlegende Schritte: die Menschen sammeln die Information, die sie für ihre tägliche Arbeit brauchen, setzen das Wissen ein, um damit einen Nutzen zu schaffen, lernen aus dem, was sie geschaffen haben, und bringen das neue Wissen zu guter Letzt wieder in das System ein, damit andere es nutzen können, um ihre eigenen Probleme zu lösen.”4 Die hier angeführten Prozesse stimmen zu einem guten Teil mit den von Probst, Raub und Romhardt definierten Kernprozessen oder auch operativen Prozessen überein.
Gegenüberstellung: taktische Prozesse
Wissensmanagement Bausteine | Wissensmanagement-Prozess |
---|---|
Identifikation, Erwerb | Beschaffen |
Nutzung | Nutzen |
Entwicklung, (Ver)teilung, Bewahrung | Lernen, einen Beitrag leisten |
Weiters definieren Bukowitz und Williams strategische Prozesse. „Hier geht es darum, die Wissensstrategie mit der übergreifenden Unternehmensstrategie in Einklang zu bringen. Auf dieser Ebene erfordert das Wissensmanagement eine laufende Beurteilung des vorhandenen geistigen Vermögens und eine Abgleichung dieser Aktiva mit dem zukünftigen Bedarf.”5 Auch hier kann ein Vergleich mit den strategischen Prozessen von Probst, Raub und Romhardt getroffen werden, wobei in diesem Fall die Übereinstimmung nicht so klar hervorgeht und Bukowitz und Williams das Thema „Aussondern”, also den Umgang mit Wissen, das eigentlich nicht mehr benötigt wird, speziell hervorheben. Die folgende Tabelle stellt die Prozesse wie zuvor einander gegenüber.
Gegenüberstellung: strategische Prozesse
Wissensmanagement Bausteine | Wissensmanagement-Prozess |
---|---|
Ziele | Aufbauen und pflegen, Aussondern |
Bewertung | Beurteilen |
- ^ Probst 1998, S. 50ff
- ^ Probst 1998, S.57
- ^ Bukowitz 2002, S. 20ff
- ^ Bukowitz 2002, S. 21
- ^ Bukowitz 2002, S. 23