Semantic Web und Wissensmanagement
Dieses Kapitel sollte einen Überblick zum Thema „Semantic Web” geben und die wesentlichen Aspekte des Themas für diese Arbeit aufzeigen. Als Abschluss soll nun noch der Bogen zurück zum Thema „Wissensmanagement” gespannt werden und versucht werden herauszustreichen, was diese Themen verbindet. Schon in der Einleitung wurden in diesem Sinne die „Anforderung an die nächste Generation von Wissensmanagement-Systemen” zitiert, nämlich „Information zu kombinieren, um implizit Wissen abzuleiten und damit neues Wissen zu generieren”. Beim Thema Wissensmanagement wurde zu Wissen die Unterscheidung oder „Transformation” zwischen den Polen "Daten", "Information" und "Wissen" eingeführt und festgehalten, dass die technischen Möglichkeiten zur Kombination von Information ohne menschlichen Eingriff als eingeschränkt (bis nicht vorhanden) gesehen werden bzw. wurden (diese Einschätzung stammt immerhin aus dem Jahr 1998).
Auf der anderen Seite steht das Semantic Web, das nicht umsonst auch den Anspruch stellt, ein „Web of Data“ und nicht ein „Web of Documents” zu sein. Nah liegend wäre die Analogie, dass aus den Daten des Semantic Web durch Kombination neues Wissen abgeleitet werden kann. Dazu gehört aber auch wieder die Frage, ob Wissen nun personengebunden ist oder nicht. In jedem Fall stößt man im Zusammenhang mit dem Thema Semantic Web laufend auf die Begriffe „Wissen” und „Wissensmanagement”.
Michael John und Jörg Drescher halten in ihrem Artikel „Semantische Technologien im Informations- und Wissensmanagement” fest1, dass es in diesem Bereich eine Tendenz zur Konsolidierung und Standardisierung gibt und die Notwendigkeit des Einsatzes semantischer Technologien im Informations- und Wissensmanagement offensichtlich ist. Sie sehen Möglichkeiten im Einsatz von Ontologien zur Wissensmodellierung und stellend dazu fest:
Grundlegend unterscheidet man die Verfahren der expliziten und impliziten Wissensmodellierung. Bei der expliziten Modellierung ist der Wissensingenieur oder auch Domänenmodellierer darum bemüht, alle Konzepte seines Datenbestandes zu explizieren. [...] Im Falle der impliziten Modellierung werden unschärfere Verfahren eingesetzt. Die Semantik wird sukzessive durch kollaboratives Annotieren, Kommentieren und Verschlagworten, sog. Tagging hinzugefügt.2
Christoph Schmitz, Andreas Hotho, Robert Jäschke und Gerd Stumme formulieren in ihrem Artikel13 die Notwendigkeit, das zentrale Wissensmanagement einer Organisation und das persönliche Wissensmanagement der „Knowledge Worker” zu einem kollaborativen Wissensmanagement oder „Peer-to-Peer Knowledge Management” zu verschmelzen, und sehen dabei semantische Technologien als einen Faktor, der es ermöglicht, Wissen aus verschiedenen Systemen auszutauschen. „P2P Knowledge Management und Folksonomies treten an, um durch kollaboratives Wissensmanagement die Probleme des zentral organisierten Top-Down-Wissensmanagements zu beheben, die in der starren Struktur und der aufwändigen Pflege begründet sind.”4 Es stellt sich die Frage, ob hier nicht versucht wird, eine technische Lösung für Probleme zu finden, die durch den Einsatz technischer Lösungen für das Wissensmanagement in einer Organisation ohne das Schaffen der entsprechenden Rahmenbedingungen überhaupt erst entstehen.
Heiko Beier sieht in seinem Artikel „Betriebliches Wissensmanagement: Rollen, Prozesse, Instrumente” semantische Technologien als Schlüssel für eine bessere Qualität der Information. „Der Schlüssel zur Optimierung der Informationsqualität - und damit auch für ein wirksames Wissensmanagement - liegt in der sinnhaften Vernetzung von Information. [...] Genau hier setzen semantische Technologien für das Wissensmanagement an. Semantik erlaubt den entscheidenden Schritt von der Information zum Wissen.”5 Damit stellt sich wieder die Frage: Kann in einem technischen System Wissen abgebildet werden? Zu diesem Thema halten Blumauer und Fundneider unter Bezug auf Heinz. v. Förster6 fest, dass Wissen nicht gespeichert werden kann, jedoch Information mit Semantik angereichert und Grammatiken entwickelt werden können.
Heiko Beier sieht in seinem Artikel "Betriebliches Wissensmanagement: Rollen, Prozesse, Instrumente" semantische Technologien als Schlüssel für eine bessere Qualität der Information. "Der Schlüssel zur Optimierung der Informationsqualität - und damit auch für eine wirksames Wissensmanagement - liegt in der sinnhaften Vernetzung von Information. [..] Genau hier setzen semantische Technologien für das Wissensmanagement an. Semantik erlaubt den entscheidenden Schritt von der Information zum Wissen." (Beier 2006, S. 262) Damit stellt sich wieder die Frage, kann in einem technischen System Wissen abgebildet werden, zu diesem Thema halten Blumauer und Fundneider bezugnehmend auf Heinz. v. Förster (Blumauer 2006, S. 238) fest, dass Wissen nicht gespeichert werden kann, jedoch Information mit Semantik angereichert und Grammatiken entwickelt werden können.
Wird zumindest bei der Entwicklung neuer Wissensmanagement-Systeme mit bedacht, dass Informationsbestände, die um ihre semantische Kontextinformation angereichert werden können, von Menschen, die aus unterschiedlichen Perspektiven denken, sprechen und handeln, mit weniger Reibungsverlusten zu Wissen veredelt werden könne, so ist der „Semantic shift” bereits vollzogen und der Teufelskreis durchbrochen.7
Halten wir fest: Semantische Technologien und das Semantic Web können helfen die Qualität von Wissensmanagement-Systemen entscheidend zu verbessern, weil sie sich sehr gut zur Anreicherung der Information und ihre Verbindungen mit Semantik, sowie zur Vernetzung von Information und zur Entwicklung von „Grammatiken” (Ontologien, Folksonomies usw.) zum Austausch von Information eignen. Die Rahmenbedingungen für den Einsatz dieser Systeme müssen dennoch geschaffen werden, auch wenn man hier von den Erfahrungen profitieren kann, die beim erfolgreichen Einsatz von Social Software im Web 2.0 oder Social Web oder Social Web gemacht wurden.
- ^ John 2006, S. 242ff
- ^ John 2006, S. 248f
- ^ Schmitz 2006, S. 274ff
- ^ Schmitz 2006, S. 286
- ^ Beier 2006, S. 262
- ^ Blumauer 2006, S. 238
- ^ Blumauer 2006, S. 238